
2013__april_24_anlage_zur_pm_human_remains.pdf |

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Der Deutsche Museumsbund e.V., die bundesweite Interessensvertretung der deutschen Museen und ihrer Mitarbeiter, hat jetzt in Berlin die Online-Publikation „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen“ vorgestellt. Die Publikation soll den für die Sammlungen direkt Verantwortlichen wie auch den Trägern der Einrichtungen dienen - sowohl als Handreichung im täglichen Umgang mit menschlichen Überresten, auch solchen außereuropäischer Herkunft, als auch bei Fragen zu Rückgabeforderungen.
Die „Empfehlungen“ stehen in der Tradition der Leitfäden des DeutschenMuseumsbundes, von denen bislang neun veröffentlicht wurden, u.a. zu Themen wieVermittlungsarbeit, Volontariat, Dokumentation und nachhaltiges Sammeln. Die„Empfehlungen“ können in deutscher und englischer Sprache auf der Website desDeutschen Museumsbunds unter www.museumsbund.de heruntergeladen werden. Hierfinden sich außerdem viele weitere Informationen und Dokumente zum Thema. Die
Erarbeitung der Online-Publikation wurde unterstützt durch den Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die englische Übersetzung wurde
ermöglicht durch den Übersetzungsdienst des Auswärtigen Amtes.
Die „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und
Sammlungen“ wurden seit Sommer 2011 von Wissenschaftlern einer interdisziplinären
Arbeitsgruppe des Deutschen Museumsbundes unter der Leitung von Prof. Dr. Wiebke
Ahrndt, Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbunds und Direktorin des Übersee-
Museums in Bremen, erarbeitet. Der Arbeitsgruppe gehörten Ethnologen, Archäologen,
Anthropologen, Medizinhistoriker, Kulturwissenschaftler, Juristen und Ethiker an. Die
Mitglieder der Arbeitsgruppe stehen zukünftig bei weiteren fachlichen Fragen als
Ansprechpartner zur Verfügung. Sie können Möglichkeiten der Konfliktlösung aufzeigen,
werden jedoch keine Entscheidungen treffen oder als Ethik-Kommission auftreten.
„Angesichts der komplexen und sensiblen Thematik gibt es keine Patentlösungen“,
betonte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Dr. Volker Rodekamp, bei der
Vorstellung in Berlin. „Wir befinden uns am Anfang der Diskussion, nicht an ihrem Ende.
Wünschenswert ist, dass jedes betroffene Museum eigene Richtlinien zum Umgang mit
menschlichen Überresten erarbeitet. Dafür kann unsere Publikation die Basis bieten“.
Bewusst wird in den Empfehlungen der Ausdruck menschliche Überreste anstelle des
inzwischen eher gebräuchlichen englischen Begriffs human remains verwendet. „Der
deutsche Ausdruck, der uns aus der Formulierung sterbliche Überreste vertraut ist, führt
uns deutlich vor Augen, wovon hier in der Regel die Rede ist: von verstorbenen Menschen.
Anders als der Distanz schaffende englische Begriff berührt uns der Ausdruck menschliche
Überreste emotional. Das ist auch beabsichtigt, denn dies trägt zu einer Sensibilisierung
bei“, so Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, Leiterin der Arbeitsgruppe und Vizepräsidentin des
Deutschen Museumsbundes.
In vielen Museen und Sammlungen werden menschliche Überreste aus der ganzen Welt
bewahrt. Dabei sind die Sammlungsbestände sehr heterogen: Skelette und Skelettteile
sind Bestandteile vieler archäologischer Sammlungen, werden aber auch in
anthropologischen Sammlungen bewahrt. Medizinhistorische sowie Universitätssammlungen
beherbergen meist anatomisch-pathologische Präparate menschlicher
Körper. Vor allem in ethnologischen Museen/Sammlungen finden sich in unterschiedlicher
Weise bearbeitete menschliche Überreste wie Schrumpfköpfe, tatauierte Köpfe, Skalp-
Locken, Mumien oder Knochenflöten. Zu nennen sind auch (Ritual-) Gegenstände, in die
menschliche Überreste, wie beispielsweise Haare, Knochen oder Zähne eingearbeitet sind.
Der Aufbau der Publikation trägt der Komplexität der Sammlungsbestände und den damit
verbundenen Fragestellungen Rechnung. Den eigentlichen Handlungsempfehlungen in
Kapitel 4 der Publikation sind sowohl Adressaten und Begriffe (Kapitel 2) als auch fünf
Hintergrundbeiträge (Kapitel 3) vorangestellt. Die Beiträge der physischen Anthropologie,
der Ethnologie und der Rechtswissenschaften geben einen Überblick über die jeweils
relevanten Fragestellungen. Der letztgenannte Beitrag beschäftigt sich ausführlich mit
Rückgabefragen. Er kann deshalb auch als Hilfestellung bei der juristischen Bewertung
von Rückgabeforderungen dienen. Umrahmt werden diese drei Hintergrundbeiträge von
einem Überblick über die Geschichte der Sammlungen und von einem Beitrag zu ethischen
Grundsätzen.
Dabei macht besonders die Beschäftigung mit den juristischen
Fragestellungen deutlich, dass allein aus rechtlicher Sicht keine zufriedenstellenden
Antworten insbesondere im Zusammenhang mit Rückgabeforderungen gegeben werden
können. Vielmehr sind es häufig Fragen der Ethik, die im Umgang mit menschlichen
Überresten und mit den Nachfahren bedeutsam sind. Relevante Fragen zum Umgang mit
menschlichen Überresten werden in Kapitel 4 entlang der vier Hauptaufgaben eines
Museums - Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln - bearbeitet. Aufgrund zunehmend
auftretender Forderungen werden zudem Aspekte zur Rückgabe behandelt.
Die Empfehlungen sollen Entscheidungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit
menschlichen Überresten in der Museums- und Sammlungsarbeit erleichtern.
„Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und
Sammlungen“, Deutscher Museumsbund e.V. (Hrsg.), Berlin 2013
Download unter: www.museumsbund.de
Arbeitsgruppe Human Remains im Auftrag des Vorstandes des Deutschen
Museumsbundes: Wiebke Ahrndt, Claus Deimel, Michael Geißdorf, Christian Lenk,
Susanne Roeßiger, Wilfried Rosendahl, Anja Schaluschke, Markus Schindlbeck, Thomas
Schnalke, Carola Thielecke, Claudia von Selle, Anne Wesche, Ursula Wittwer-Backofen
Gefördert vom Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages
Englische Übersetzung: Übersetzungsdienst des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik
Deutschland
Kontakt für Medienvertreter:
Anja Schaluschke
Deutscher Museumsbund e.V.
030/84 10 95 17
E-Mail: office@museumsbund.de
Die „Empfehlungen“ stehen in der Tradition der Leitfäden des DeutschenMuseumsbundes, von denen bislang neun veröffentlicht wurden, u.a. zu Themen wieVermittlungsarbeit, Volontariat, Dokumentation und nachhaltiges Sammeln. Die„Empfehlungen“ können in deutscher und englischer Sprache auf der Website desDeutschen Museumsbunds unter www.museumsbund.de heruntergeladen werden. Hierfinden sich außerdem viele weitere Informationen und Dokumente zum Thema. Die
Erarbeitung der Online-Publikation wurde unterstützt durch den Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die englische Übersetzung wurde
ermöglicht durch den Übersetzungsdienst des Auswärtigen Amtes.
Die „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und
Sammlungen“ wurden seit Sommer 2011 von Wissenschaftlern einer interdisziplinären
Arbeitsgruppe des Deutschen Museumsbundes unter der Leitung von Prof. Dr. Wiebke
Ahrndt, Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbunds und Direktorin des Übersee-
Museums in Bremen, erarbeitet. Der Arbeitsgruppe gehörten Ethnologen, Archäologen,
Anthropologen, Medizinhistoriker, Kulturwissenschaftler, Juristen und Ethiker an. Die
Mitglieder der Arbeitsgruppe stehen zukünftig bei weiteren fachlichen Fragen als
Ansprechpartner zur Verfügung. Sie können Möglichkeiten der Konfliktlösung aufzeigen,
werden jedoch keine Entscheidungen treffen oder als Ethik-Kommission auftreten.
„Angesichts der komplexen und sensiblen Thematik gibt es keine Patentlösungen“,
betonte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Dr. Volker Rodekamp, bei der
Vorstellung in Berlin. „Wir befinden uns am Anfang der Diskussion, nicht an ihrem Ende.
Wünschenswert ist, dass jedes betroffene Museum eigene Richtlinien zum Umgang mit
menschlichen Überresten erarbeitet. Dafür kann unsere Publikation die Basis bieten“.
Bewusst wird in den Empfehlungen der Ausdruck menschliche Überreste anstelle des
inzwischen eher gebräuchlichen englischen Begriffs human remains verwendet. „Der
deutsche Ausdruck, der uns aus der Formulierung sterbliche Überreste vertraut ist, führt
uns deutlich vor Augen, wovon hier in der Regel die Rede ist: von verstorbenen Menschen.
Anders als der Distanz schaffende englische Begriff berührt uns der Ausdruck menschliche
Überreste emotional. Das ist auch beabsichtigt, denn dies trägt zu einer Sensibilisierung
bei“, so Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, Leiterin der Arbeitsgruppe und Vizepräsidentin des
Deutschen Museumsbundes.
In vielen Museen und Sammlungen werden menschliche Überreste aus der ganzen Welt
bewahrt. Dabei sind die Sammlungsbestände sehr heterogen: Skelette und Skelettteile
sind Bestandteile vieler archäologischer Sammlungen, werden aber auch in
anthropologischen Sammlungen bewahrt. Medizinhistorische sowie Universitätssammlungen
beherbergen meist anatomisch-pathologische Präparate menschlicher
Körper. Vor allem in ethnologischen Museen/Sammlungen finden sich in unterschiedlicher
Weise bearbeitete menschliche Überreste wie Schrumpfköpfe, tatauierte Köpfe, Skalp-
Locken, Mumien oder Knochenflöten. Zu nennen sind auch (Ritual-) Gegenstände, in die
menschliche Überreste, wie beispielsweise Haare, Knochen oder Zähne eingearbeitet sind.
Der Aufbau der Publikation trägt der Komplexität der Sammlungsbestände und den damit
verbundenen Fragestellungen Rechnung. Den eigentlichen Handlungsempfehlungen in
Kapitel 4 der Publikation sind sowohl Adressaten und Begriffe (Kapitel 2) als auch fünf
Hintergrundbeiträge (Kapitel 3) vorangestellt. Die Beiträge der physischen Anthropologie,
der Ethnologie und der Rechtswissenschaften geben einen Überblick über die jeweils
relevanten Fragestellungen. Der letztgenannte Beitrag beschäftigt sich ausführlich mit
Rückgabefragen. Er kann deshalb auch als Hilfestellung bei der juristischen Bewertung
von Rückgabeforderungen dienen. Umrahmt werden diese drei Hintergrundbeiträge von
einem Überblick über die Geschichte der Sammlungen und von einem Beitrag zu ethischen
Grundsätzen.
Dabei macht besonders die Beschäftigung mit den juristischen
Fragestellungen deutlich, dass allein aus rechtlicher Sicht keine zufriedenstellenden
Antworten insbesondere im Zusammenhang mit Rückgabeforderungen gegeben werden
können. Vielmehr sind es häufig Fragen der Ethik, die im Umgang mit menschlichen
Überresten und mit den Nachfahren bedeutsam sind. Relevante Fragen zum Umgang mit
menschlichen Überresten werden in Kapitel 4 entlang der vier Hauptaufgaben eines
Museums - Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln - bearbeitet. Aufgrund zunehmend
auftretender Forderungen werden zudem Aspekte zur Rückgabe behandelt.
Die Empfehlungen sollen Entscheidungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit
menschlichen Überresten in der Museums- und Sammlungsarbeit erleichtern.
„Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und
Sammlungen“, Deutscher Museumsbund e.V. (Hrsg.), Berlin 2013
Download unter: www.museumsbund.de
Arbeitsgruppe Human Remains im Auftrag des Vorstandes des Deutschen
Museumsbundes: Wiebke Ahrndt, Claus Deimel, Michael Geißdorf, Christian Lenk,
Susanne Roeßiger, Wilfried Rosendahl, Anja Schaluschke, Markus Schindlbeck, Thomas
Schnalke, Carola Thielecke, Claudia von Selle, Anne Wesche, Ursula Wittwer-Backofen
Gefördert vom Beauftragen der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages
Englische Übersetzung: Übersetzungsdienst des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik
Deutschland
Kontakt für Medienvertreter:
Anja Schaluschke
Deutscher Museumsbund e.V.
030/84 10 95 17
E-Mail: office@museumsbund.de